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30.06.09 Postulat Aufnahme des Faches Hauswirtschaft im Deutschschweizer Lehrplan

Votum zum Postulat 09.47 Milly Stöckli

Der Hauswirtschaftsunterricht nimmt innerhalb des Schulunterrichtes einen wichtigen Platz ein. Gerade in der heutigen Zeit sind gesunde Ernährung und umweltschonendes Konsumieren für jeden einzelnen Menschen, die Gesellschaft und für die Volkswirtschaft von grosser Bedeutung. Wirkungsvolles Lernen, was eine Hauptaufgabe unserer Bildung ist, kann nur im ganzheitlichen Sinn erfolgen und auf den Menschen als Ganzes zielen. Der Hauswirtschaftsunterricht bietet dazu ein wichtiges Lern- und Erfahrungsfeld. Die veränderten gesellschaftlichen Verhältnisse und Familienstrukturen sind eine grosse Herausforderung für die Schule und auch den einzelnen Fachunterricht. Das Fach Hauswirtschaft hat die Aufgabe Schülerinnen und Schüler auf ihre selbständige Alltagsgestaltung und die Mündigkeit vorzubereiten. Das steht in einem starken Zusammenhang mit der Leistungsfähigkeit im späteren Berufsleben. Dabei geht es neben dem Kochen um Ernährung, Konsumverhalten, Zeitplanung, Finanzen, Ökologie und anderes mehr. Im „Lehrplan 21“ wird Hauswirtschaft unter dem Fachbereich „Wirtschaft, Arbeit, Haushalt“ aufgeführt, was wir unterstützen.

Leider aber gehört der Hauswirtschaftsunterricht, zusammen mit Fächern wie das Textile Werken und der Instrumentalunterricht zu den ewigen Verlieren und sie haben einen schweren Stand: Abbau, nicht enden wollende Sparmassnahmen und Reduktion in der Ausbildung sind an der Tagesordnung. 2004 im Zug der Sparmassnahmen hat die bürgerliche Mehrheit das Textile Werken massiv eingeschränkt. Die oben erwähnten Fächer geraten zunehmend ins Hintertreffen, weil sie neuen Fachbereichen wie Informatik und Fremdsprachen Platz machen sollen. In verschiedenen Kantonen wurde der Abbau damit begründet, dass die Kompetenzen gerade in der Haushaltführung angesichts der gesellschaftlichen Entwicklung und des Konsumverhaltens überholt seien. Solche Aussagen sind alarmierend. Es gilt die Bedeutung der manuellen und kognitiven Lernprozesse gerade auch im Hauswirtschaftsunterricht aufzuzeigen, auch wenn  der Erfolg nicht einfach mit Zahlen, richtigen und falschen Antworten, wie bei der PISA-Studie, gemessen werden kann.

Und dennoch können wir das Postulat nicht unterstützen, weil es darin nicht um die inhaltlichen Werte des Faches geht, sondern um die Vorgehensweise in der Lehrplanentwicklung. Wir stehen hinter dem „Lehrplan 21“, auch als Vollzug des Projektes HarmoS, sowie ihn der Regierungsrat in seiner Beantwortung umschrieben hat.  Es gilt nun das gestartete Projekt „Lehrplan 21“ fortzusetzen, um eine sinnvolle Lehrplanharmonisierung zu erreichen. Auch erachten wir es nicht als erstrebenswert, dass jede Fachschaft sich ausschliesslich für das eigene Fach einsetzt. Wir unterstützen das Entwickeln und Planen von Fachbereichen, in die verschiedene Fächer einbezogen werden.

Wir sind nun aber gespannt auf die Auswertung des „Lehrplans 21“ nach der Vernehmlassungsphase. Wir erwarten vom Regierungsrat, dass er sich auch für das Fach Hauswirtschaft einsetzt und  weiteren Abbau verhindert. Wir werden die nächsten Schritte und Entscheidungen gerade im Zusammenhang mit den Fächern Hauswirtschaft, Textiles Werken und Musik kritisch beobachten und gegebenenfalls reagieren.

Wir unterstützen den Regierungsrat und lehnen das Postulat ab.

Gipf-Oberfrick, den 30.6.09 Elisabeth Burgener